Ein Bilderbuch zum Philosophieren: «böse»


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Ein Bilderbuch zum Philosophieren: «böse» von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer

Pauli, Lorenz / Schärer, Kathrin: böse, Atlantis, Zürich 2016
Von Fabian Rohrer

Inhalt

Auf einem Bauernhof sitzen die Tiere zusammen und reden und lachen. Da meldet sich der Hund mit einem Streich. Er versteckt sich hinter dem Brunnen und erschreckt den vorbeistolzierenden Hahn. Obwohl alle Tiere finden, dass sie eigentlich lieb seien, zumindest meistens oder fast immer, überbieten sie sich nun gegenseitig mit ihren Spässen. Die Ziege futtert sich durch den Blumengarten, die Taube kackt auf den Hut des Bauern und ein Schwein gibt vor, den anderen alles weggefressen zu haben. Die Albereien werden zunehmend zu Gemeinheiten und niemand will bei diesem ausgelassenen Zusammensein zurückstehen. Dann drängt sich die Katze mit dem Argument, dass das Pferd zu brav sei und niemanden zum Lachen bringen könne, vor. In diesem Moment kommt die Maus ahnungslos aus dem Stroh. Die Katze schleicht sich näher und näher. Was jetzt passieren wird, ist bestimmt nicht mehr lustig. Die Tiere schauen sich mit schreckgeweiteten Augen an. Kurz bevor die Katze loslegt, hebt das Pferd sein rechtes Vorderbein und «Klack» tritt voll auf die Maus. Niemand lacht und niemand hätte diese Boshaftigkeit dem Pferd zugetraut. Alle Tiere sind entsetzt. Der Katze verkündet das Pferd, dass es nun aus sei mit dem Mausen. Die Katze zieht sich kleinlaut zurück. Das Pferd hebt langsam sein rechtes Vorderbein und zeigt den immer noch schockierten Anwesenden, wie viel Platz es unter seinem Huf hat. So viel nämlich, dass sich die Maus bestens vor der Katze dort verstecken konnte. Die Maus fiept ein Dankeschön (zum Pferd). Alle kichern leise, damit es die Katze nicht mitbekommt, und sind sich einig, dass dies wohl die liebste Gemeinheit der Welt sei.

Sprache

  • kurze und sich widerholende Sätze
  • oft auch in direkter Rede geschrieben
  • eher anspruchsvoller Wortschatz

Bilder

  • Die Tiere und ihre Emotionen sind ausdrucksstark gezeichnet.
  • Die Illustrationen unterstützen den Text optimal.
  • Die Farben untermalen die Dramaturgie.

Themen

  • Spass und Ernst: Aus Spass wird Ernst – wann ist etwas spassig und wann wird es ernst? Wann hört der Spass auf? Wo sind die Grenzen des Erlaubten?
  • Gut und Böse: Was ist gut und was ist böse? Ist Schadenfreude schlecht? Gibt es nur Gut und Böse – Schwarz und Weiss?
  • Gemein sein: Wann ist jemand gemein? Gibt es gemeine Menschen? Sind alle Menschen manchmal gemein? Können Tiere gemein sein?

Sätze zum Nachdenken

  • «Ich bin ein nettes Schwein. Meistens oder fast immer. Aber … schaut!»
  • «AUTSCH! Das war doch nur ein Witz!»
  • «Das hätte ich dir nie zugetraut.»
  • «Das ist nicht nur böse, das ist furchtbar gemein.»
  • «Ich könnte noch viel gemeiner sein.»
  • «Das war überhaupt nicht lustig.»
  • «Niemand ist dauernd lieb und nett. Aber diese Gemeinheit ist zu gemein.»
  • «… die liebste Gemeinheit der Welt.»

Mögliche Aufgaben

  • Begriffe klären: In welchen Wörtern kommt das Wort «Spass» vor? Was ist das Gegenteil von Spass? Wie kann man Spass jemanden erklären?
  • über Spass nachdenken: Wann haben welche Tiere in der Geschichte Spass? Haben alle am Gleichen Spass? Was macht Spass und was nicht? Wie erkennt man Spass?
  • über Redewendungen nachdenken: Was ist gemeint mit «Aus Spass wurde Ernst»?
  • Begriffe klären: In welchen Sätzen kommen die Wörter «gut» und «böse» vor?
  • über «Gut» und «Böse» nachdenken: Was und wer in der Geschichte ist gut und was oder wer ist böse? Wann ist etwas böse? Ist Gutes immer gleich gut und Böses immer gleich böse? Wer entscheidet, was Gut und was Böse ist? Ist eine Katze, die eine Maus fängt, böse?
  • einen Perspektivenwechsel vollziehen: Wer in dieser Geschichte ist böse? Wer ist gut? Warum?
  • Begriffe klären: Was ist das Gegenteil von «gemein sein»?
  • über «gemein sein» nachdenken: Wann sind die Tiere in der Geschichte gemein? Wann ist man gemein? Welche Gemeinheiten machen die Tiere in der Geschichte? Gibt es gemeine Menschen? Sind alle Menschen manchmal gemein?
  • sich hineinversetzen: Wie fühlen sich die Tiere? Wie fühlt sich der Hahn, als er vom Hund erschreckt wurde? Wie fühlten sich die Schweine?
  • metaphorische Sprache verstehen: Was bedeutet «die liebste Gemeinheit der Welt»?
  • genau wahrnehmen: Wie verändern sich die Gesichter der Tiere? Wann sind die Tiere fröhlich, wann entsetzt, wann traurig, usw.
  • phantasieren: Was hätte die Katze mit der Maus gemacht, wenn das Pferd nicht da gewesen wäre? Wie hätten die anderen Tiere reagiert? Was denkt sich wohl die Maus beim letzten Bild?

Hinweis

Die Lektüre kann mit dem Erkunden von Tieren auf dem Bauernhof verknüpft werden (NMG 2).

Artikelnachweis
Rohrer, Fabian (2022). Ein Bilderbuch zum Philosophieren: «böse» von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer, in: erg.ch – Materialien für das Fach Ethik, Religionen, Gemeinschaft (Online-Publikation), https://www.ethik-religionen-gemeinschaft.ch/ein-bilderbuch-zum-philosophieren-boese

Über Fabian Rohrer

Fabian Rohrer ist Dozent für die Didaktik des Fachs «Religionen, Kulturen, Ethik» und «Natur, Mensch, Gesellschaft» an der Pädagogischen Hochschule Zürich.