Ein Bilderbuch zum Philosophieren: «Das rote Ding»


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Ein Bilderbuch zum Philosophieren: «Das rote Ding» von Heike Herold und Ebi Naumann

Herold, Heike / Naumann, Ebi: Das rote Ding, Aladin Verlag, Stuttgart 2019
Von Laura Mercolli

Inhalt

Ein rotes, rundes Etwas schwimmt im Wasserkanal. Was mag das wohl sein? Die Schwanzflosse eines Wals! wünscht sich das Mädchen im roten Rock, das aufgeregt am Ufer steht. Nein, es ist die Spitze eines Huts, vermutet ein anderes Mädchen. Und so nimmt das Phantasieren seinen Lauf: Das rätselhafte rote Ding treibt unerkannt im Wasser weiter, und wer es entdeckt, stellt die wildesten Vermutungen darüber an, was es sein könnte. Am Ausläufer des Kanals löst sich das Ding zum Entsetzen des Mädchens im roten Rock auf. Oder taucht es nur unter? Die Geschichte könnte hier zu Ende sein. Doch wer nochmals umblättert, entdeckt einen Strand – und ein gelbes, eckiges Ding, das im Meer schwimmt …

Sprache

  • Die Erzählung beschränkt sich auf die direkte Rede der Personen, die am Ufer stehen und über das rote Ding rätseln.
  • Die Vermutungen darüber, was das rote Ding sein könnte, sind in einem Kreuzreim pro Doppelseite in Sprache gefasst.
  • Die Schüler*innen werden zum Ergänzen des Reims eingeladen, weil das letzte Wort des Vierzeilers weggelassen ist, das Reimschema jedoch einen Hinweis auf das gesuchte Wort liefert.

Bilder

  • Die Doppelseiten sind jeweils nach dem gleichen Bildschema aufgebaut: Auf jeder Doppelseite ist am oberen Bildrand ein Ausschnitt der Uferpromenade zu sehen, auf der sich die Menschen tummeln. Durch die Bildmitte zieht sich der Wasserstreifen, auf dessen Oberfläche das rote Ding schwimmt. Die gesamte untere Bildhälfte eröffnet den Blick unter Wasser auf das fantastische Ding, das sich hinter dem roten Ding angeblich verbergen soll.
  • Blau und Rot dominieren die farbliche Gestaltung. Die Uferpromenade ist in Schwarzweiss gehalten, Blautöne herrschen in der unteren Bildhälfte vor. Einzelne Gegenstände, die jeweils im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, sind rot eingefärbt: das rote Ding, der rote Rock der Protagonistin sowie gewisse Attribute der Personen, die Vermutungen über das rote Ding anstellen.
  • Die rote Markierung der Attribute hebt zum einen die Sprecherin, den Sprecher hervor, zum anderen schafft sie die Verbindung zwischen der Person und dem von ihr imaginierten Gegenstand.
  • Im Park an der Uferpromenade spielen sich Kinderszenen ab, die sich teilweise über mehrere Doppelseiten erstrecken und sich für die beschreibende Erkundung eignen.

Themen

  • Wissen: Wie kann ich wissen, ob es etwas wirklich gibt?
  • Gewissheit und Ungewissheit: Was ist der Unterschied zwischen Wissen, Vermuten, Raten und Erfinden?
  • Erscheinung und Wirklichkeit: Sind die Dinge so, wie sie uns erscheinen? Erscheinen die Dinge allen Menschen in gleicher Art und Weise? Erscheint manchmal etwas so, wie es in Wirklichkeit gar nicht ist (z. B. von Weitem, unter dem Mikroskop, im Dunkeln)?
  • Grenzen des Wissens: Gibt es Dinge, die die Menschen nie wissen werden?
  • Sein und Nichtsein: Ist es möglich, dass sich etwas in Nichts auflöst?
  • Fantasie: Kann ich mir alles vorstellen, was ich will? Auch Unmögliches? Kann Unmögliches manchmal möglich werden? Gibt es verbotene Dinge, die ich mir nicht vorstellen darf?

Sätze zum Nachdenken

  • «Nanu! Da schwimmt was – rot und klein.
    Sieht aus wie ’n Ball! Nein, warte mal.
    Könnt‘ es nicht riesengross auch sein?
    Ich wünschte mir, es wäre ein …»
  • «Ist auch das rote Ding verschwunden, glaub mir, das Nächste wartet schon.»

Mögliche Aufgaben

  • fantasieren und kreieren: Die Lehrperson erstellt eine Zeichnungsvorlage mit dem roten, runden Ding. Vor der Lektüre zeichnen oder collagieren die Schüler*innen, was sie sich vorstellen, wovon das runde rote Ding ein Teil sein könnte.
  • fantasieren: Die Lehrperson zeigt die erste Doppelseite und deckt dabei die untere Bildhälfte ab. Die Schüler*innen lassen ihrer Fantasie freien Lauf: «Das ist die Spitze von …»
  • die Geschichte miterzählen: Nachdem die Schüler*innen auf den ersten zwei bis drei Seiten verstanden haben, wie die Geschichte funktioniert, deckt die Lehrperson die untere Bildhälfte ab. Die Schüler*innen erraten mithilfe des Reimschemas und mithilfe des rot eingefärbten Attributs der Sprecherin, des Sprechers, was das rote Ding sein könnte.
  • die Geschichte verstehen: Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Personen und den Dingen, die sie sich vorstellen?
  • über die Geschichte hinausdenken: Weshalb ist niemand ins Wasser gesprungen, um nachzuschauen? Sollte man allen Dingen auf den Grund gehen?
  • Begriffe klären: Auf dem Sockel der Statue, die im Park steht, prangt die Inschrift «Ignoramus et ignorabimus», d. h. «Wir wissen es nicht und wir werden es nicht wissen.» Was bedeutet «Wissen»? Gibt es Dinge, die die Menschen nie wissen werden?
  • über das rote Ding nachdenken: Was ist das rote Ding wirklich? Ist das rote Ding das gelbe Ding? Kann etwas (wie z. B. das rote, runde Ding) mehrere Dinge gleichzeitig sein?
  • die Wandlungsfähigkeit von Dingen erkunden: Wie verändern sich Dinge (z. B. Pflanzen, Menschen, Kuscheltiere)?
  • die Geschichte weiterspinnen: Was geschieht mit dem gelben, dreieckigen Ding im Meer?
Artikelnachweis
Mercolli, Laura (2022). Ein Bilderbuch zum Philosophieren «Das rote Ding» von Heike Herold und Ebi Naumann, in: erg.ch – Materialien für das Fach Ethik, Religionen, Gemeinschaft (Online-Publikation), https://www.ethik-religionen-gemeinschaft.ch/ein-bilderbuch-zum-philosophieren-das-rote-ding