Feste und Feiertage


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Feste und Feiertage

Mit dem Interreligiösen Kalender bekannte und weniger bekannte Festtraditionen entdecken

Dutoit, Yves / Girardet, Sabine (2015): Im Rhythmus von Festen und Feiertagen. Interreligiöser Kalender (September 2015 – Dezember 2016), Dossier und Website www.ir-kalender.ch, hrsg. v. Éditions Agora / IRAS COTIS, Lausanne/Basel.
Von Sarah Gfeller

Seit wann gibt es einen Weltflüchtlingstag? Was genau wird an Halloween gefeiert? Welches sind die wichtigsten christlichen Feiertage und welche strömungsspezifischen Unterschiede gibt es? Was tun gläubige Muslime am Freitag und warum? Was sind Holi und Diwali? Was hat Buddha mit dem Vollmond zu tun? Wann feiern die Chinesinnen und Chinesen Neujahr? Wie ist der Maya-Kalender aufgebaut?

Feste und Feiertage als völkerverbindende Traditionen

Antworten auf diese und ähnliche Fragen liefert der Interreligiöse Kalender, der sich sowohl religiösen als auch nicht-religiösen Festen und Feiertagen widmet. Dargelegt werden einerseits zivilgesellschaftliche Feste und Gedenktage sowie nationale (europäische) und internationale Feiertage. Zum anderen werden Festtraditionen der abrahamitischen Religionen – Judentum, Christentum, Islam, Gemeinschaft der Bektaschi-Aleviten und Baha’itum – und östlicher Religionen – Hinduismus, Buddhismus, Jainismus, Sikhismus, Daoismus, Shintoismus – abgebildet. Anerkannte Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Glaubensgemeinschaften haben die Arbeit fachlich-inhaltlich begleitet.

Feste und Zeremonien werden als Rituale charakterisiert, die dem Leben der Menschen Struktur und Halt geben und von daher unterrichtlich ein guter Anlass sein können, kulturelle oder religiöse Wurzeln zu erkunden und zu verstehen. Feste und Feiern werden als Traditionen der Verbindung gewürdigt; zwischen Fassbarem und Unfassbarem, Vergangenem und Kommendem, Mensch und Natur, und ganz besonders als Bindeglieder zwischen den Menschen.

Vom Kalender ins Begleitdossier und zur Website

Im Kalender werden in monatlichen Übersichten von September 2015 bis Dezember 2016 bedeutsame Fest- und Feiertage aufgeführt. In der je beigegebenen Legende wird jede Festtradition in einem Satz beschrieben. Jeweils ein bezeichnendes Bild einer Festtradition illustriert einen Monat.

Im Begleitdossier finden sich nach einem kurzen Abriss über den Ursprung der verschiedenen Kalender und die unterschiedlichen Zeitverständnisse vertiefende Beschreibungen der Festtraditionen der Zivilgesellschaft und verschiedener Religionen. Ausgewählte Feste und Feiertage werden dabei ausführlich betrachtet. Zusätzlich gibt es einen Exkurs über Festtraditionen von Religionen der Antike und indianischer Völker. Der Jahreszyklus der Festtraditionen wird religionsspezifisch je in Form eines Diagramms dargestellt. Unter der Rubrik «Hätten sie es gewusst?» werden wesentliche Begriffe kurz erläutert. Zusätzlich ist der Text hier und da mit Zitaten bekannter Autorinnen und Autoren oder Auszügen aus Sakraltexten versehen.

Auf der dazugehörigen Website www.ir-kalender.ch ist didaktisches Begleitmaterial (Dokumentarvideos, Hörreportagen, Karten etc.) für Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler angekündigt. Die Website bietet zudem einen aktuellen interreligiösen Kalender, geordnet nach Monaten oder nach Traditionen, mit kurzen Informationen zum jeweiligen Fest oder Feiertag.

Erhöhte Lesbarkeit durch klare Strukturierung

Text- und Bildgestaltung sind allgemein sehr übersichtlich und grafisch wie farblich ansprechend konzipiert. Die Diagramme der Jahreszyklen ermöglichen einen raschen Überblick und erleichtern die Lesbarkeit. Ausserdem ist jede Religion und auch die Zivilgesellschaft durch ein Piktogramm gekennzeichnet, damit diese an jeder Stelle wiedererkannt werden können. Der klare Aufbau und die konsequente Systematik tragen zu einer erhöhten Verständlichkeit bei.

Spurensuche im Unterricht

Da Kalender für die Jahre 2015/16 konzipiert ist, scheint seine inhaltliche Aktualität zunächst in Frage zu stehen. Weil aber Feste und Feiertage jährlich wiederkehrende Ereignisse sind, lässt sich insbesondere das Dossier uneingeschränkt auch weiterhin einsetzen. Wechselnde Festzeitpunkte können sogar als Gelegenheit dazu dienen, den Festen im gegenwärtigen Jahr auf die Spur zu gehen. Hand dazu bietet der erwähnte interreligiöse Kalender auf der Website.

Gelungenes Werk

Der interreligiöse Kalender und das Begleitdossier sind ein sehr beachtenswertes Werk zu Festtraditionen der Menschheit. Durch die ausgewogene Abbildung unterschiedlicher Religionsgemeinschaften in einem ausgezeichneten Layout ist es den Autorinnen und Autoren gelungen, einen lustvollen und umfassenden Zugang zur Thematik zu schaffen. Sprachlich sind die Texte für Schülerinnen und Schüler aufgrund der zahlreichen Fachbegriffe eher anspruchsvoll und deshalb frühestens ab dem 3. Zyklus geeignet.

Wünschenswert wären womöglich ergänzende Kurzdarstellungen über die verschiedenen Religionsgemeinschaften sowie einige zusätzliche Erläuterungen von Fachbegriffen. Andererseits können diese – vielleicht beabsichtigten – Auslassungen Anlass dazu bieten, mit Schülerinnen und Schülern auf Entdeckungsreise zu gehen und eine bekanntere oder weniger bekannte Religion genauer zu untersuchen.

Insgesamt kann das Kalendermaterial und das begleitende Dossier – auch in Verbindung mit der dazugehörigen Website www.ir-kalender.ch – einen hilfreichen Beitrag zu vielfältigen Lernerfahrungen über Traditionen und Brauchtum im Kontext von zivilgesellschaftlichen und religiösen Festen leisten.

Artikelnachweis
Gfeller, Sarah (2017): Feste und Feiertage. Mit dem Interreligiösen Kalender bekannte und weniger bekannte Festtraditionen entdecken, in: erg.ch – Materialien zum Fach Ethik, Religionen, Gemeinschaft (Online-Publikation), www.ethik-religionen-gemeinschaft.ch/gfeller-feste-und-feiertage/

Über Sarah Gfeller

Sarah Gfeller, Primarlehrerin und Psychologin, ist Co-Leiterin des Fachbereichs Medien und Beratung Religion, Ethik, Lebenskunde (MBR) am Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern.