Vielfältige Zeremonien für wichtige Lebensübergänge


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Vielfältige Zeremonien für wichtige Lebensübergänge

Der Kalender der Religionen stellt Rituale des Erwachsenwerdens in verschiedenen Religionen und Kulturen vor

Dutoit, Yves / Girardet, Sabine (2018): Übergangsriten in Kindheit und Jugend. Kalender der Religionen (September 2018 – Dezember 2019), Website www.ir-kalender.ch, hrsg. v. Éditions Agora / IRAS COTIS, Lausanne/Basel.
Von Sarah Gfeller

Die Ausgabe des jährlich erscheinenden interreligiösen Kalenders von Éditions Agora widmet sich 2018–2019 Übergangsriten in Kindheit und Jugend. Der Kalender will für religiösen Pluralismus und kulturelle Vielfalt sensibilisieren und den Dialog sowie gegenseitigen Respekt fördern.

Die Bedeutung von Übergangsprozessen

Wichtige Übergänge im Leben eines Menschen werden häufig durch bestimmte Zeremonien gefeiert. Im Kalender der Religionen werden Übergangsriten allgemein als Feiern von Schlüsselmomenten des Lebens verstanden. Übergangsriten prägen entscheidende Phasen in der Kindheit und Jugend und stehen für eine bedeutsame Veränderung, das Überschreiten einer Schwelle oder das Erlangen eines neuen Status. Gleichzeitig können Transitionen als Träger der Weitergabe einer Kultur oder einer Religion dienen. So haben entsprechende Riten oft die Funktion der Aufnahme des Kindes in seine Lebens- und Glaubensgemeinschaft und dass sich das Kind immer stärker in seiner Tradition engagiert.

16 ausgewählte Rituale

Der Kalender deckt 16 Monate ab (von September 2018 bis Dezember 2019). Jeder Monat enthält eine Fotografie zu einem Übergangsritual und ein Kalenderblatt mit den wichtigsten Festen verschiedener Religionsgemeinschaften und der Zivilgesellschaft. Zu den Festen gibt es jeweils einen Kurzbeschrieb. Am Ende des Kalenders werden alle fotografierten Übergangsriten in einem Artikel ausführlich charakterisiert.

Vorgestellt werden beispielsweise die christliche Taufe oder die katholische Erstkommunion, die islamische Tradition der Beschneidung oder die Turban-Feier der Sikh. Das hinduistische Upanayana-Ritual steht für die Aufnahme eines Jungen höherer Kaste in seine Hindugemeinde. Beim japanischen Shichi-go-san werden Kinder als Säuglinge, mit drei, fünf und sieben Jahren in den Schrein gebracht, um sie unter den Schutz der Gottheiten des Shintoismus zu stellen. Im antiken Griechenland symbolisierte das Trinken von Wein vermutlich den Eintritt in die Zivilisation und das Erwachsenenalter. Ein klassisch männliches Übergangsritual ist der Naghol-Sprung auf Vanuatu, bei dem kurz zuvor beschnittene Knaben aus etwa zehn Metern Höhe mit um die Knöchel gebundenen Lianen in die Tiefe springen. Einen spezifischen Initiationsritus für Mädchen kennen die Apachen in Nordamerika, das Sonnenritual der sich wandelnden Frau. Der von einer NGO organisierte Alternativritus zur Mädchen-Beschneidung der Massai beinhaltet Sexual- und Gesundheitsunterricht. Mädchen werden über ihr Recht auf Schulbildung und die spätere freie Wahl eines Ehemannes aufgeklärt. Der alternative Übergangsritus bezieht sich rein auf den Verzicht auf weibliche Genitalverstümmelung, die religiöse Tradition bleibt unverändert. So werden mehrere Ziegen als Symbol der Verbundenheit von Mensch und Göttlichem geopfert.

Digitaler Festkalender

Der Festkalender ist auch online auf der Website www.ir-kalender.ch zugänglich. Dort lassen sich die Feste nach Monaten oder Traditionen ordnen. Mittels kostenlosen Abonnements hat man zudem die Möglichkeit, sich die Daten kommender Feiertage wöchentlich oder monatlich übermitteln zu lassen.  Auf der Website gibt es zudem Begleitmaterial in Form von Videobeiträgen oder weiterführenden Artikeln. Zugang dazu erhält man mit dem persönlichen Code auf der Rückseite des Kalenders. Kalender und Website bieten wertvolles Material für den Unterricht zu ERG 4.2.

Artikelnachweis
Gfeller, Sarah (2018): Vielfältige Zeremonien für wichtige Lebensübergänge. Der Kalender der Religionen stellt Rituale des Erwachsenwerdens in verschiedenen Religionen und Kulturen vor, in: erg.ch – Materialien zum Fach Ethik, Religionen, Gemeinschaft (Online-Publikation), www.ethik-religionen-gemeinschaft.ch/gfeller-zeremonien-lebensuebergaenge/

Über Sarah Gfeller

Sarah Gfeller, Primarlehrerin und Psychologin, ist Co-Leiterin des Fachbereichs Medien und Beratung Religion, Ethik, Lebenskunde (MBR) am Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern.