Zeitung und Porträt


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Zeitung und Porträt

Mit Studierenden Religionen und (die eigene) religionsbezogene Positionalität erkunden

In diesem Beitrag werden zwei in der Praxis erprobte Möglichkeiten skizziert, wie mit Sek-I-Studierenden der PHBern zu Beginn ihrer Ausbildung das Feld der Religionen und jenes der Religiosität (der Studierenden wie jene der Schülerinnen und Schüler) erkundet wurde: durch Herstellung einer Zeitung zur «Nacht der Religionen» und durch Verfassen eines Portraits zur Religiosität von Jugendlichen.
Von Andreas Kessler

Studierende, die sich für den Fachbereich ERG einschreiben, haben zwar ein verstärktes Interesse für das Phänomen Religion, aber in ihren entsprechenden persönlichen wie fachlichen Voraussetzungen zu Beginn des Studiums zeigen sie alle empirisch erhobenen Merkmale von «Durchschnittsjugendlichen» bzw. «Durchschnittsadoleszenten» in Bezug auf Religion: Niedriger Wissensstand, Unbestimmtheit der eigenen Position, Traditionsabbruch etc.[1]. Religionsbezogene (Aus-) Bildung hat diesen Umstand mit zu bedenken und Lerngefässe zu entwickeln, die einen entsprechenden Lernprozess zur primären Wahrnehmung, Kommunikation und Auseinandersetzung von und mit Religion/Religiosität unterstützen.

Im Folgenden werden zwei praxiserprobte Möglichkeiten skizziert, um das Feld der Religionen und jenes der Religiosität zu erkunden: als Teil eines Kurses «Begegnung mit Religionen» machten die Studierenden eine eigene Zeitung zur sog. «Nacht der Religionen» und im Rahmen einer Veranstaltung zu «Jugend und Religion» erstellten die Studierenden Porträts von Jugendlichen, in denen deren religionsbezogene Positionalität erhoben wurde. Wichtig: Weder das Zeitungsprojekt noch die Interviews verfolgten im strengen Sinne (sozial-) wissenschaftliche Ziele, z. B. als Einübung in die «teilnehmende Beobachtung» oder in die qualitative Methode der Durchführung und Auswertung eines Leitfadeninterviews. Es ging um viel Grundlegenderes: religiösen Traditionen überhaupt begegnen und sich mit ihnen auseinandersetzen (Zeitung), sich mit der Religiosität von Jugendlichen anfangshaft vertraut machen (Porträt).

1. Die «Nacht der Religionen» erkunden – ein Zeitungsprojekt

a) Anlage

Die in der Schweiz jährlich Anfang November stattfindende «Woche der Religionen» hat sich als Gefäss interreligiöser Annäherung und Verständigung in den letzten Jahren etabliert: In mehreren Städten und Gemeinden finden verschiedenste Veranstaltungen statt.[2] In der Stadt Bern wird regelmässig die sogenannte «Nacht der Religionen» gefeiert, die jeweils unter einem bestimmten Thema/Motto steht.[3] Die Struktur der Veranstaltung ist meist dieselbe: Nach einer gemeinsamen Eröffnung bieten verschiedenste Religionsgemeinschaften Führungen, Workshops und Rituale an (meist zweimal in eineinhalbstündlichem Abstand), um sich bei einer gemeinsamen Schlussveranstaltung wieder zu treffen. Dieser multi- und interreligiöse Event wurde in die Lehrveranstaltung «Begegnung mit Religionen» einbezogen, in der grundlegende Kenntnisse zur gelebten Praxis von Religionsangehörigen in der Schweiz erarbeitet wurden, wobei – wenn immer möglich – eine Begegnung mit Gästen aus den entsprechenden Religionskulturen die Wissensverarbeitung begleitete. Als Endprodukt sollten die Studierenden als kollektiven Leistungsnachweis für die ganze Veranstaltung[4] eine eigene Zeitung über die «Nacht der Religionen» produzieren, wobei der entsprechende Auftrag bewusst kurz und offen gehalten war (jedoch begleitet von einem präzisen Zeitplan) bzw. im Wortlaut:

Sie besuchen in Bern die «Nacht der Religionen». Als Lerngruppe der Veranstaltung «Begegnung mit Religionen» produzieren Sie zusammen rund um diese «Nacht der Religionen» eine eigene Zeitung, die gleichzeitig Ihren Leistungsnachweis für diese Veranstaltung darstellt. Wie diese Zeitung aussieht, durch welche Formen und Inhalte sie sich auszeichnet, ist Ihnen überlassen (Layout, Reportagen, Interviews, Stimmen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, (kritische) Kommentare, Fotos, Hintergrundberichte, Witze etc. etc.). Wichtig hierbei ist, dass Sie sich früh innerhalb der Lerngruppe treffen und gegenseitig absprechen. Neben den in der Veranstaltung dafür vorgesehenen Gefässen, müssen Sie sich so organisieren, dass eine gute Kommunikation und eine entsprechende Arbeitsteilung (Chefredaktion, Layout, Bildredaktion etc.) garantiert werden.

b) Kompetenzerwerb

Das Zeitungsprojekt verfolgte mehrere Ziele auf unterschiedlichen Ebenen. In einem allgemeindidaktischen Rahmen waren Fähigkeiten und Fertigkeiten gefordert wie:

  • die Studierenden sind fähig, sich als Gruppe selbständig zu organisieren, d. h. eine eigene Zeitungsredaktion zu bilden und je nach Eignung und Neigung entsprechende Verantwortlichkeiten zu definieren. Dabei sind sich alle bewusst, dass die Zeitung nur dann erscheinen kann, wenn alle zu gegebener Zeit ihren Beitrag leisten. (Sozial- und Organisationskompetenz)
  • die Studierenden können miteinander ihre Zeitungsbeiträge kritisch sichten und miteinander darüber streiten. (Kritikfähigkeit und Kommunikationskompetenz)
  • die Studierenden finden eine eigenständige Form, das Medium «Zeitung» für ihr Anliegen zu nutzen. (Medienkompetenz)

In Bezug auf den religionsbezogenen Lernprozess verfolgte das Zeitungsprojekt ganz grundsätzlich Ziele im Bereich des Begegnungslernens: dass Studierende Schwellenängste abbauen, d. h. den Mut haben bzw. lernen, religiöse Räume ebenso unbefangen wie respektvoll zu betreten, dass sie sich bisweilen für sie fremdartigen Performanzen aussetzen, mit Vertretern von Religionsgemeinschaften Kontakt aufnehmen etc. Spezifischer förderte das Projekt folgende Fähigkeiten/Fertigkeiten, wobei je nach gewählter Text- oder Bildsorte unterschiedliche Akzente zu setzen waren:[5]

  • die Studierenden können religiöse Performanzen (vom Vortrag bis zum Ritual) wahrnehmen und beschreiben bzw. fotografisch «ins Bild setzen».
  • die Studierenden lernen, welche entsprechenden religionsbezogenen (soliden) Informationen sie sich wie zu beschaffen haben, um ihre Beiträge schreiben zu können.
  • die Studierenden sind fähig, sich individuell wie kritisch mit dem Beobachteten und Beschriebenen auseinanderzusetzen.
  • die Studierenden können religiös-kulturelle «Überschneidungssituationen»[6] wahrnehmen und reflektieren.

c) Rückblick

Die Studierenden waren allgemein sehr motiviert, an ihrer Zeitung zu arbeiten; einmal mehr zeigte sich, dass ein Lernprozess, der in ein konkretes, gemeinsam zu verantwortendes, sinnliches Produkt mündet, die Sinn(en)haftigkeit des Lernens und somit dessen Nachhaltigkeit fördert. Entsprechend stolz, neugierig und (feucht-)fröhlich wurden die bunten, vielfältigen[7] Zeitungen gelesen und gefeiert.

Die mit dem Zeitungsprojekt angestrebten Kompetenzen wurden mehrheitlich im Produkt der Zeitung sichtbar: Während sich die Studierenden bestens organisiert hatten und sich auf formaler Ebene als regelrechte Medienprofis bewiesen, hätte der Dozent jedoch auf religionsbezogener inhaltlicher und sprachlicher Ebene von den Zeitungen (natürlich …) z. T. noch mehr erwartet, d. h. Präziseres, Dichteres, Informierteres, Kritischeres, auch Sensibleres. Andererseits erhielt er über die Zeitungsbeiträge einen guten Einblick in die aktuellen religionsbezogenen Kompetenzen seiner Lerngruppe, an die in Folgeveranstaltungen anzuknüpfen war.

2. Porträt aus Interviews mit Jugendlichen

Mit der vermehrt inexistenten traditionellen religiösen Sozialisierung geht auch eine Veränderung der religionsbezogenen Sprachfähigkeit einher, die bisweilen die Gestalt des religionsbezogenen Analphabetentums annehmen kann[8]. Doch wie sollen künftige Lehrpersonen Religion und Religionen wahrnehmen, über sie gemeinsam kommunizieren, sich kritisch-hermeneutisch zu ihnen verhalten, wenn der eigene vorläufige religionsbezogene Standpunkt keine oder kaum sprachlichen Konturen hat? Wie soll man religious literacy erlangen ohne eigene religionsbezogene sprachliche Alphabetisierung bis hin zur religionsbezogenen Kennerschaft[9]? Hinzu kommt, dass Religionen mit Blick auf die Beschreibung von Wirklichkeit eine eigene spezifische Form von sprachlicher Rationalität beanspruchen, es geht in Religion und Philosophie um «Probleme konstitutiver Rationalität»[10]. Hier gilt es, sich auch diesem Rationalitätsmodus, dessen Sprache und spezifischer Ästhetik und Hermeneutik auszusetzen, ihn mit den Lernenden zu erkunden[11], ansonsten bleiben eigene (A-) Religiosität und die religiösen Traditionen stumm und dem zumindest ungefähren Verstehen (des Eigenen wie des Anderen) verschlossen.

Last but not least sei daran erinnert, dass die Jugendlichen und die Adoleszenten in Bezug auf Weltanschauung, Ethik und Religionen einen intensiven Prozess durchlaufen. So wie die Jugendphase in unseren westlichen Industrieländern konstruiert ist, gehört es zu den Bewältigungsaufgaben der Jugendlichen «sich mit der Sinnfrage auseinander zu setzen und eigenständige Standpunkte hinsichtlich moralischer, politischer und religiöser Fragen zu entwickeln.»[12]. Hierzu braucht es Sprache. Religionsbezogene Sprachfähigkeit zu fördern ist demnach u. a. eine eminent pädagogische, erzieherische Aufgabe. Das hier vorgestellte Porträt-Projekt versucht einen Schritt in diese Richtung zu gehen, ausgehend von der Hypothese, dass sich Jugendliche und Studierende kaum je einigermassen umfassend mit ihrem religionsbezogenen Sprechen und dem damit verbundenen Weltbild auseinandergesetzt haben.

a) Kontext und Anlage

In der Lehrveranstaltung «Jugend und Religion» ging es darum, verschiedenste empirische Ergebnisse der religionsbezogenen Jugendforschung aufzuarbeiten und kritisch zu diskutieren. Jeweils zu Beginn der ersten fünf (von 14) Sitzungen lasen und besprachen wir je ein Porträt von Jugendlichen verschiedener Religionskulturen. Dabei konnten wir auswählen aus mehreren Interview- bzw. Porträtsammlungen mit Schweizer Jugendlichen, die sich zu ihrer Religiosität äussern.[13] Didaktisch fruchtbar ist insbesondere der Porträtband von Demont/Schenker 2009, weil er einerseits einen guten Einblick in die Durchschnittsreligiosität helvetischer Jugendlicher bietet und nicht nach Aussergewöhnlichem schielt[14]. Andererseits gibt er ein methodisches Verfahren an die Hand, das direkt umgesetzt werden kann: die Studierenden führen mit den Jugendlichen auf der Basis eines Fragebogens[15] (vgl. Anhang) ein Interview und transkribieren dieses. Danach gestalten sie aus den Antworten ein Porträt, das sie den Jugendlichen zum Gegenlesen geben. Wenn die Jugendlichen sich mit dem Porträt einverstanden erklären, wird es publiziert bzw. innerhalb der Lehrveranstaltung den anderen Studierenden vorgestellt und mit den aufgearbeiteten empirischen Daten kritisch-konstruktiv in Verbindung gesetzt. Am Schluss der Veranstaltung erhalten alle Studierenden und die von ihnen befragten Jugendlichen einen Band mit allen Porträts. Bevor die Studierenden diese Porträtmethode umsetzen ist es unerlässlich, dass sie sich auch gegenseitig interviewen.

b) Rückblick

Wie bereits erwähnt, geht es in diesem Porträt-Projekt primär um eine Sensibilisierung für (die eigene) religionsbezogene Sprache und dies auf mehreren Ebenen: Die Studierenden beantworten ihrerseits die Fragen im Tandem, müssen also ihr sprachliches Koordinatensystem in Sachen Religion auslegen; sie bringen die Jugendlichen zum Sprechen und erhalten einen Einblick in deren alterstypische religionsbezogene Sprache; die Jugendlichen ihrerseits explorieren ihr entsprechendes Sprachnetz und erhalten mit Hilfe des Porträtbandes die Möglichkeit, sich mit den anderen Jugendlichen zu vergleichen und so ihr vorläufiges, religionsbezogenes Weltbild zu befragen.

Die Rückmeldungen der Studierenden wie der Jugendlichen (soweit sie mir zugänglich waren) deckten sich mit meiner Hypothese: es war für die meisten Projektteilnehmenden das erste Mal überhaupt, dass sie sich länger und einigermassen zusammenhängend religionsbezogen positionieren mussten. Gleichzeitig erfuhren die Jugendlichen wie die Studierenden dies für sich als überaus bereichernd und vor allem motivierend, sich in diesem Sprachspiel und dem entsprechenden Weltbild weiter zu entwickeln.

Natürlich erwiesen sich die Porträts auch auf inhaltlich-analytischer Ebene als überaus fruchtbar. Sie bestätigten und differenzierten die empirischen Studien zu Jugend und Religion; insbesondere zeigten die Porträts eindrücklich, dass und wie Jugendliche ihr eigenes religionsbezogenes Weltbild individualisieren.[16]

c) Porträts im schulischen Religionsunterricht

Das hier skizzierte Projekt ist auch im schulischen, sogenannt konfessionsunabhängigen Religionsunterricht möglich, in dem die Lernenden im Tandem Porträts erstellen, die schliesslich in ein gemeinsames Buchprojekt münden. Der mögliche Rahmen eines solchen Buchprojekts wäre eine allgemeine Auseinandersetzung mit Religion in der achten/neunten Klasse, bei der verschiedene Zugänge zum Phänomen Religion erkundet werden, die ihrerseits methodisch darauf angelegt sind, das religionsbezogene Sprechen zu üben. Das ist kein Unterricht, der ein nicht mögliches «religiöses Esperanto»[17] spricht, sondern im Wechselspiel individuelle, persönliche (ja: existentielle!) wie wissenschaftsorientierte (theologische wie religions- und sozialwissenschaftliche) religionsbezogene Sprachfähigkeit einübt, ohne andererseits explizit eine Referenzreligion beizuziehen[18] oder gar religiöse Erfahrungen generieren zu wollen, und ebenso wenig rekurriert ein solcher Unterricht auf Religion als anthropologisches Existenzial. Insofern ist es kein religiöser, sondern ein religionsbezogener Unterricht, in dem aber aus sachimmanenten/fachdidaktischen und pädagogischen Gründen nicht darauf verzichtet werden kann und soll, zusammen mit den Lernenden auch die Gretchenfrage durchaus persönlich zu explorieren.

Anhang: Die Fragen

(vgl. Demont/Schenker 2009, S. 2–4.)

  1. Wie würdest du dich in ein paar Sätzen beschreiben? Hat deine Selbstbeschreibung etwas mit deinem Glauben oder deiner Religion zu tun?
  2. Kannst du von einer Situation in deinem Leben erzählen, in der Religion für dich wichtig war?
  3. Wie religiös würdest du dich auf einer Skala von 1 bis 10 einschätzen?
  4. Hat dein Glaube Auswirkungen auf dein alltägliches Leben? Was unterscheidet religiöse von nicht religiösen Menschen?
  5. Gibt es Personen, mit denen du Gespräche über Gott führst? Sprichst du mit deinen Freunden und Kolleginnen über Gott? Wurdest du religiös erzogen?
  6. Wer oder was ist für dich Gott? Greift Gott in dein Leben ein? Hast du schon Situationen erlebt, in denen du gefühlt hast, dass Gott dir nahe ist oder dir etwas mitteilen will? Gab es eine Situation, in der du an Gott gezweifelt hast? Wie wahrscheinlich ist die Existenz Gottes?
  7. Kann man mit Gott in Kontakt treten? Betest du? Kannst du mir eine typische Situation nennen, in der du betest?
  8. Denkst du über den Tod nach? Was kommt nach dem Tod?
  9. Hat man gegenüber Gott Verpflichtungen?
  10. Denkst du, dass Gott mit dem, was auf der Welt geschieht, einverstanden ist?
  11. Wie ist die Welt entstanden?
  12. Gibt es ein Schicksal? Können wir unser Schicksal beeinflussen? Hat das Schicksal etwas mit Gott zu tun? Gibt es Zufälle? Was ist der Unterschied zwischen Schicksal und Zufall? Gibt es im Leben so etwas wie Gerechtigkeit? Wenn ja, woher kommt diese?
  13. Kann man ganz alleine an Gott glauben oder benötigt man dazu noch andere Menschen? Braucht es zum Glauben so etwas wie eine Kirche? Besuchst Du Gottesdienste?
  14. Gibt es in deiner Religion Persönlichkeiten, die dir wichtig sind?
  15. Angenommen, diese Fragen wären dir vor fünf Jahren gestellt worden: Hättest du dieselben Antworten gegeben?

Literatur

Anselm, Reiner / Pezzoli-Olgiati, Daria et al. (Hrsg) (2008): Auf meine Art. Jugend und Religion, Zürich.
Demont, Oliver / Schenker, Dominik (Hrsg.) (2009): Ansichten vom Göttlichen. 22 Jugendliche, Zürich.
Dressler, Bernhard (2012): «Religiös reden» und «über Religion reden» lernen – Religionsdidaktik als Didaktik des Perspektivenwechsels, in: Grümme, Bernhard / Lenhard, Hartmut / Pirner, Manfred L. (Hrsg.): Religionsunterricht neu denken. Innovative Ansätze und Perspektiven der Religionsdidaktik, Stuttgart, S. 68–78.
Dreyer, Philipp (2001): Allahs Kinder sprechen Schweizerdeutsch. 23 Porträts von muslimischen Jugendlichen, Zürich.
Dreyer, Philipp (1999): Zwischen Davidstern und Schweizerpass. 24 Porträts jüdischer Jugendlicher, Zürich.
Fischer, Dietlind / Elsenbast, Volker (Red.) (2006): Grundlegende Kompetenzen religiöser Bildung. Zur Entwicklung des evangelischen Religionsunterrichts durch Bildungsstandards für den Abschluss der Sekundarstufe I, Münster.
Göppel, Rolf (2005): Das Jugendalter. Entwicklungsaufgaben – Entwicklungskrisen – Bewältigungsformen, Stuttgart.
Hirschi, Hans (2006): Tradierungskrise des Christlichen an Schulen?, in: Sitter-Liver, Beat / Zahner, Michael: Grenzgänge der Theologie, Fribourg, S. 34–40.
Kessler, Andreas (2015): Empirische Befunde zu Jugend und Religion – ein Überblick, in: Bietenhard, Sophia / Helbling, Dominik / Schmid, Kuno: Studienbuch Fachdidaktik Ethik-Religionen-Gemeinschaft mit Begleitmaterial für die Aus- und Weiterbildung, Zürich, S. 145–155.
Theissen, Gerd (2000): Die Religion der ersten Christen. Eine Theorie des Urchristentums, Gütersloh.
Willems, Joachim (2011): Interreligiöse Kompetenz. Theoretische Grundlagen – Konzeptualisierungen – Unterrichtsmethoden, Wiesbaden.

Anmerkungen

[1] Vgl. Kessler 2015.
[2] Die Koordination liegt in den Händen der «Interreligiösen Arbeitsgemeinschaft Schweiz» (IRAS-COTIS); vgl. www.iras-cotis.ch/woche-der-religionen/ (16.11.2016).
[3] Vgl. www.nacht-der-religionen.ch (16.11.2016); Die Nacht der Religionen ist ein Projekt der «Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Region Bern» (AKiB) und des Vereins «Haus der Religionen – Dialog der Kulturen»; das Thema von 2016 war z. B. wie folgt ausgeschrieben: «Aufgleisen» heisst etwas Neues wagen, sich investieren, nach gemeinsamen Wegen suchen. Darum fragen wir: Welche Gleise haben wir im Umgang mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zu überqueren und auf welcher Schiene fahren eigentlich die Berner Religionsgemeinschaften?
[4] Es gab keine Noten, bei Vorlage der Zeitung mit Beiträgen aller Teilnehmenden galt der Leistungsnachweis als erfüllt.
[5] Es findet hier eine Einübung in die drei Erschliessungdimensionen von Religion statt, die auch für einen konfessionsunabhängigen Religionsunterricht grundlegend sind: Perzeption, Kognition, Interaktion; vgl. hierzu Fischer/Elsenbast 2006.
[6] Vgl. zum Konzept des Lernens an interreligiösen Überschneidungssituationen Willems 2011.
[7] In den Zeitungen fanden sich verschiedenste Arten von Textsorten: Reportagen, Interviews, Kommentare, Kreuzworträtsel, Witze etc.
[8] Vgl. Kessler 2015.
[9] Vgl. Hirschi 2005.
[10] Mit Blick auf das Klieme-Gutachten vgl. Willems 2011: «Im Anschluss an Jürgen Baumert werden als Modi der Weltbegegnung unterschieden: ‹kognitiv-instrumentelle Modellierung der Welt› (Mathematik, Naturwissenschaften)‚ ‹ästhetisch-expressive Begegnung und Gestaltung› (Sprache/Literatur, Musik/Malerei/Bildende Kunst, physische Expression), ‹normativ-evaluative Auseinandersetzung mit Wirtschaft und Gesellschaft› (Geschichte, Ökonomie, Politik/Gesellschaft, Recht) und ‹Probleme konstitutiver Rationalität› (Religion, Philosophie) […] Der ‹Modus› der konstitutiven Rationalität kommt also als Ergänzung zu den vier erstgenannten Dimensionen allgemeiner Bildung hinzu und ist aus naheliegenden Gründen auch für die Förderung interreligiöser Kompetenz von besonderer Bedeutung.»
[11] Dass im Religionsunterricht auch die anderen drei genannten Rationalitätsmodi zur Geltung kommen, ist dem Phänomen Religion und dessen unterschiedlicher Erschliessungsmodi geschuldet; vgl. Willems 2011, S. 105: «Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, dass Religion und Interreligiosität durchaus auch in den anderen Dimensionen/Modi der Weltbegegnung ihren Ort haben.» (mit entsprechenden Beispielen S. 105f.).
[12] Vgl. Göppel 2005, S. 198–217, in Bezug auf die Theorie der Lebensaufgaben von Havinghurst.
[13] Vgl. mit Jugendlichen verschiedener Religionszugehörigkeit: Demont/Schenker 2009; Anselm/Pezzoli-Olgiati 2008; mit muslimischen Jugendlichen: Dreyer 2001; mit jüdischen Jugendlichen: Dreyer 1999.
[14] Wie dies mehrheitlich die Sammlung von Anselm/Pezzoli-Olgiati 2008 tut.
[15] Die Fragen könnten noch erweitert oder zum Teil offener gestaltet werden; ihnen ist nämlich durchaus anzumerken, dass Dominik Schenker – einer der Autoren – in Fribourg (CH) bei Prof. Fritz Oser studiert hat und entsprechend imprägniert ist. Auch könnten sie in Bezug auf die Sprachwahl multireligiöser formuliert werden (z. B. wenn von «Gottesdienst» gesprochen wird).
[16] Stereotype, katechetische Elemente fanden sich fast nur bei evangelikal sozialisierten Jugendlichen; so weigerten sich diese konsequent, sich als «religiös» zu bezeichnen, seien sie doch «gläubig».
[17] Vgl. die polemische Fussnote bei Dressler 2012, S. 68 (Fussnote 1): «Umso mehr ist zu betonen, dass es keinen allgemeinen Religionsunterricht geben kann, weil es kein religiöses Esperanto gibt.» Aber ist es wirklich unmöglich, in verschiedene religiöse Sprachspiele performativ-experimentell einzutauchen und deren innere Spezifika, (A-) Logiken und Verweiszusammenhänge hermeneutisch zu erkunden? Tut das nicht auch jeder gute Sprachunterricht? Sind Religionen nicht auch spezifische «Sprachen» bzw. Zeichensysteme, die analog einer Sprache funktionieren? Vgl. z. B. Theissen 2000, S. 17–36.
[18] Es versteht sich von selbst, dass eine solche Form des Umgangs mit religiösen Traditionen ihrerseits einer in aufklärerisch-christlich-jüdischer Tradition stehenden Bildungstradition (zu der natürlich auch die Religionswissenschaften gehören) verpflichtet ist und also entsprechend stärker oder schwächer imprägniert ist.
Artikelnachweis
Kessler, Andreas (2016): Zeitung und Porträt. Mit Studierenden Religionen und (die eigene) religionsbezogene Positionalität erkunden, in: erg.ch – Materialien zum Fach Ethik, Religionen, Gemeinschaft (Online-Publikation), www.ethik-religionen-gemeinschaft.ch/kessler-zeitung-und-portraet/

Über Andreas Kessler

Andreas Kessler ist Dozent für Fachwissenschaft und Fachdidaktik «Ethik, Religionen, Gemeinschaft» am Institut für die Sekundarstufe I der PHBern.