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Geheimbox, Giftschrank oder Schatztruhe?

Geheimbox, Giftschrank oder Schatztruhe? Von Johannes Rudolf Kilchsperger Bilderbücher in pädagogischer Absicht sind grundsätzlich etwas Heikles. Sie benötigen eine sensible Wahrnehmung kindlicher Lebenslagen und eine nicht nur vordergründig plausible, verständliche Sprache sowie einen ansprechenden künstlerischen Ausdruck, damit sie nicht platt und moralisierend werden. Gute Bilderbücher greifen kindliche Lebensverhältnisse und Vorstellungen auf, werden von humanen Leitideen belebt und in pädagogisch stimmigen Settings verwendet. Das ist jedoch hohe Kunst. In ihrem eindrücklichen Debut mit Anisa Alrefaei Roomieh und deren Lebensgeschichte gestaltete Maeva Rubli eine aktuelle Graphic Novel für Erwachsene, die weite Beachtung und Anerkennung fand und zu Recht mit Preisen bedacht wurde. Damals schaffte es die junge Schweizer Illustratorin, die Erzählung einer Lebensgeschichte von Flucht und Migration in ergreifende, berührende, ja packende Bilder umzusetzen, ohne ihr ihre Ursprünglichkeit und Echtheit zu nehmen, sie vielmehr als Graphic Novel lebendig und zugänglich werden zu lassen. (Vgl. https://www.ethik-religionen-gemeinschaft.ch/leben-laesst-sich-nicht-teilen-aber-mitteilen/ ) Nun lässt uns die begabte Künstlerin Kindern zuhören. In ihrem neuen Bilderbuch «Calme et tempête» mutet Maeva Rubli Kindern irritierende Alltagserfahrungen anderer Kinder zu, gewiss modellhafte Beispiele, gleichwohl direkt und exemplarisch. Kinder berichten in der ersten Person; hier geht es um familiäre Intimität und kindliches Erleben. Was Kinder im engsten Umfeld erleben, wird nicht voyeuristisch vorgeführt, […]