Ein Bilderbuch zum Philosophieren: «Prinzessin Isabella»


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Ein Bilderbuch zum Philosophieren: «Prinzessin Isabella» von Cornelia Funke und Kerstin Meyer

 

Funke, Cornelia / Meyer, Kerstin: Prinzessin Isabella, Friedrich Oetinger, Hamburg 1997
Von Christoph Buchs und Hubert Schnüriger

Inhalt

Isabella und ihre beiden Schwestern sind echte Prinzessinnen, denen es an nichts mangelt. So haben sie etwa wunderschöne Kleider, die sie aber nicht selbst anziehen müssen. Dazu haben sie Diener. Es gibt stets das beste Essen, alle drei haben Ponys und vieles mehr. Die Mutter meint, dass man sich kein besseres Leben vorstellen könne und ihre Kinder wunschlos glücklich sein müssten. Aber Isabella ist – anders als ihre beiden Schwestern – überhaupt nicht glücklich. Sie findet das Prinzessinnen-Leben vollkommen langweilig. Sie will denn auch keine Prinzessin mehr sein. In einer Wutanwandlung wirft sie ihre Krone in den Goldfischteich.

Sie will selbst bestimmen, was sie anzieht und wie sie sich frisiert. Und sie will selber etwas tun: selber die Brote streichen, draussen auf Bäume klettern usw. Das führt zum Konflikt mit ihrem Vater-König, der findet, dass Prinzessinnen nun mal nicht auf Bäume klettern. Weil Isabella ihre in den Teich geworfene Krone nicht zurückholen will, verdonnert sie ihr Vater zur Küchen- und Putzarbeit und sogar zum Schweinehüten. Aber all das macht Isabella die grösste Freude.

Sie weigert sich hartnäckig, die Krone zurückzuholen und schläft weiter im Stall bei den Schweinen. Der Vater holt eines Nachts selbst die Krone aus dem Teich, schleicht zu seiner Tochter in den Stall und muss ihr gegenüber zugeben, dass er sie noch nie so glücklich gesehen habe. Jedoch vermisse er sie halt im Schloss. Isabella ist unter Wahrung der gewonnen Freiheiten bereit, zurück ins Schloss zu gehen.

Sprache

  • durch die vielen längeren Sätze teilweise verhältnismässig anspruchsvoll
  • leichte Zugänglichkeit zentraler Konflikte durch ihre Formulierung als direkte Rede

Bilder

  • ausdrucksstarke Bildsprache mit klarer Zeichnung und kräftigen Farben
  • wichtige Passagen als eigenständige Bilder festgehalten
  • Bilder unterstützen das Textverständnis

Themen

  • Glück und gutes Leben: Worin besteht ein glückliches, gutes Leben? Was sind Faktoren, die für ein gutes Leben entscheidend sind? Gibt es objektive Kriterien dafür, was gute Wünsche und Ziele sind?
  • Glück und Selbstständigkeit bzw. Selbsttätigkeit: Wie wichtig ist ‚Etwas-Selber-Tun-Können‘ für ein gutes Leben? Gibt es ein aktives und ein passives Glück?
  • Glück und Langeweile: Was ist Langeweile? Be- oder gar verhindert Langeweile ein glückliches Leben? Ist Langeweile eine Bedingung von Glück? Wann ist einem langweilig?
  • Selbstbestimmung und Autorität: Wer kann und soll entscheiden, was gut für das eigene Leben ist? Soll jeder/jede selber darüber entscheiden können, wie er/sie das eigene Leben führen will? Und wenn ja: Soll er/sie das auch bereits als Kind von Anfang an und jederzeit tun können? Können Eltern besser beurteilen, was gut für Kinder ist als sie selber?
  • Glück und Kompromiss: Kann man auch glücklich sein, wenn man nicht immer genau so lebt, wie man das am liebsten möchte? Unter welchen Bedingungen sind solche Kompromisse vertretbar?

Sätze zum Nachdenken

  • «Ach, unsere Kinder müssen wunschlos glücklich sein!», seufzte ihre Mutter, die Königin, jeden Tag.
  • Prinzessin Isabella: «Es ist langweilig, langweilig, langweilig.»
  • Schwestern von Isabella: «Wir müssen nicht arbeiten und nicht aufräumen. Wir müssen uns nicht mal selbst anziehen. Was willst du mehr?»
  • Isabella: «Ich will bestimmen, was ich anziehe.»
  • Isabella: «Wenn schon, dann wasch ich mich selber.»
  • «Prinzessinnen klettern nicht auf Bäume!», donnerte der König.
  • Isabella: «Ich war noch nie so glücklich.»
  • «Na ja, ab und zu kann ich das Ding ja aufsetzen», sagte Isabella.

Mögliche Aufgaben

  • die Geschichte verstehen: Wieso will Isabella keine Prinzessin mehr sein?
  • die Geschichte verstehen: Wieso schickt der König Isabella in die Küche und in den Schweinestall?
  • die Geschichte verstehen: Wieso geht Isabella am Ende mit ihrem Vater, dem König, zurück ins Schloss?
  • sich in andere hineinversetzen: Wie fühlen sich die beiden Schwestern von Isabella? Sind sie mit dem Prinzessinnensein glücklich? Wieso?
  • sich in andere hineinversetzen: Wie fühlt sich Isabella, als sie sagt, dass sie es leid ist, Prinzessin zu sein? Wieso?
  • sich in andere hineinversetzen: Wie fühlt sich Isabella, als sie in der Küche arbeiten muss? Wieso?
  • sich in andere hineinversetzen: Wie fühlt sich der König, als Isabella sich weigert, die Krone aus dem Teich zu holen? Wieso fühlt er sich so?
  • Begriffe klären: Was ist Glück? Wie fühlt es sich an, glücklich zu sein? Was meint, ein glückliches Leben zu haben? Gibt es unterschiedliche Arten von Glück?
  • Begriffe klären: Was ist Langeweile? Wann ist einem langweilig? Was ist ein langweiliges Leben?
  • urteilen: Wer ist mit der Meinung der Schwestern von Isabella einverstanden, die es wunderbar finden, Prinzessin zu sein, und wer ist mit Isabella einverstanden, dass das Prinzessinnensein langweilig ist? Wieso?
  • urteilen: Darf der König von Isabella verlangen, dass sie so lebt, wie es sich für eine Prinzessin gehört? Wer darf und soll darüber bestimmen, wie man leben möchte?

Hinweis

Obwohl es sich um ein Bilderbuch handelt, kann «Prinzessin Isabella» auch im zweiten Zyklus eingesetzt werden. Die Lehrperson kann in diesem Fall allenfalls thematisieren, dass es sich um ein Medium handelt, das auf jüngere Kinder ausgerichtet ist, aber das Thema durchaus auch für ältere Kinder relevant ist.

Artikelnachweis
Buchs, Christoph/Schnüriger, Hubert (2022). Ein Bilderbuch zum Philosophieren: «Prinzessin Isabella» von Cornelia Funke und Kerstin Meyer, in: erg.ch – Materialien für das Fach Ethik, Religionen, Gemeinschaft (Online-Publikation), https://www.ethik-religionen-gemeinschaft.ch/ein-bilderbuch-zum-philosophieren-prinzessin-isabella

Über Hubert Schnüriger

Hubert Schnüriger arbeitet an der Fachstelle Philosophieren mit Kindern der Pädagogischen Hochschule FHNW. Die Fachstelle unterstützt Lehrpersonen, die im Unterricht mit ihren Schülerinnen und Schülern philosophieren wollen: https://www.philosophierenmitKindern.ch.

Über Christoph Buchs

Christoph Buchs ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Professur für Bildungstheorien und interdisziplinären Unterricht der Pädagogischen Hochschule der FHNW in Solothurn. Er leitet dort den professurinternen Themenschwerpunkt Philosophieren mit Kindern. Die Fachstelle unterstützt Lehrpersonen, die im Unterricht mit ihren Schülerinnen und Schülern philosophieren wollen: https://www.philosophierenmitKindern.ch.