Ein Bilderbuch zum Philosophieren: «Vogel ist tot» von Tiny Fisscher und Herma Starreveld
Inhalt
Vogel liegt tot auf der Wiese. Nach und nach kommen andere Vögel hinzu. Einige wissen sofort, was los ist, andere sind unsicher und vermuten, dass Vogel lediglich schläft. Sie drücken ihre Trauer aus und streiten über gute und schlechte Erinnerungen an den Verstorbenen und über die Aufgabenverteilung bei den folgenden Tätigkeiten. Gemeinsam beerdigen sie Vogel. Dabei halten sie Reden und singen Lieder. Beim anschliessenden Leidmahl mit Tee, Würmern und Kuchen trösten sie sich gegenseitig und stellen fest, dass Vogel zwar für immer weg, aber trotzdem noch in ihren Herzen ist – für immer und ewig.
Sprache
- Der Text besteht ausschliesslich aus wörtlicher Rede, die ähnlich wie bei einem Comic direkt bei den jeweils sprechenden Vögeln platziert ist.
- Die Sätze sind kurz und klar. Sie bringen unverblümt die Realität des Todes und die damit verbundenen Gefühle der Vögel zum Ausdruck.
Bilder
- Die Illustrationen sind geprägt von den bunt gestalteten Vögeln, der Hintergrund ist schlicht und eher gedeckt gehalten.
- Die Vögel sind namenlos, aber individuell gezeichnet. Ihr collagenartig gezeichnetes Gefieder besteht aus Papier- und Stofffetzen. Die Vögel sind Fantasiegestalten und entsprechen nicht bestimmten Vogelarten.
- Die Zeichnungen von Sonne und Mond auf den Innenseiten des Einbands zeigen an, dass die Handlung einen Tag umfasst.
Themen
- Tod: Woran erkennt man, dass ein Lebewesen tot ist? Was ist der Unterschied zwischen tot sein und schlafen? Welche Gefühle kann die Begegnung mit einem toten Tier oder einem toten Menschen auslösen?
- Trauer: Welche Gefühle kann ein Todesfall auslösen? Wie verändern sich diese Gefühle im Laufe der Zeit? Darf man über Verstorbene nur Gutes sagen? Welches Verhalten ist angemessen, wenn jemand gestorben ist? Wie hilft Gemeinschaft bei der Trauer?
- Bestattung: Was macht man, wenn jemand gestorben ist? Welche Funktion haben das Begraben, die Abschiedsreden und das Leidmahl? Welche Lieder dürfen an einer Abdankung gesungen werden?
- Zeit: Wie lange sind «für immer» und «auf immer und ewig»?
Sätze zum Nachdenken
- «Vogel ist tot.»
- «Vielleicht schläft er nur.»
- «Auf dem Rücken + Füsse in der Luft = tot.»
- «Gestern hat er doch noch gelebt.»
- «Es kann mit einem Herzschlag alles vorbei sein.»
- «Klar, zusammen weinen ist sowieso besser.»
- «Er muss beerdigt werden.»
- «Hört auf zu streiten. Vogel ist tot.»
- «Da liegt er nun.»
- «Liebster Vogel, es ist schade, dass du weg bist, aber so ist nun mal. Wir werden uns nun für immer verabschieden.»
- «Bedeutet für immer auf immer und ewig?»
- «Wieso singst du tralala? Wir sind doch traurig, schon vergessen?
- «Vogel ist für immer weg.»
- «Stimmt, er ist immer noch in unseren Herzen. Für immer und ewig.»
Mögliche Aufgaben
- Begriffe klären: Was ist der Unterschied zwischen «tot sein» und «schlafen»? Was bedeutet «vermissen»?
- Redewendungen klären: Was bedeutet «er ist immer noch in unseren Herzen»? Was bedeutet «auf immer und ewig»?
- sich hineinversetzen: Welche Gefühle haben die verschiedenen Vögel in den einzelnen Szenen? Welche unterschiedlichen Gefühle durchleben einzelne Vögel im Verlauf der Erzählung?
- über den Tod nachdenken: Woran erkennt man, dass ein Lebewesen tot ist und nicht nur schläft? Welche Gefühle löst die Begegnung mit dem Tod aus? Wie kann Vogel gleichzeitig im Grab und für immer und ewig in den Herzen der anderen Vögel sein? Wo sind Verstorbene?
- über das Nicht-wahrhaben-wollen nachdenken: Warum fragen einige Vögel immer wieder «Wirklich?», «Bist du sicher?» und «Ist er wirklich tot?»?
- über Trauer nachdenken: Welche unterschiedlichen Gefühle gehören zu einem Trauerprozess? Macht es einen Unterschied, allein oder mit anderen gemeinsam zu trauen? Gibt es Regeln, was man fühlen und tun muss oder nicht tun und nicht fühlen darf, wenn jemand gestorben ist?
- Bestattungsrituale erkunden und über sie nachdenken: Weshalb werden Tote bestattet? Weshalb werden Reden gehalten und Lieder gesunden? Was darf in einer solchen Rede über Verstorbene gesagt werden, was nicht? Was meinen die Vögel, wenn sie «Mach’s gut, Vogel» sagen? Weshalb findet nach der Bestattung ein Leidmahl statt?
- eigene Erfahrungen mit dem Tod formulieren: Wann und wo habe ich tote Tiere oder Menschen gesehen? Um wen habe ich getrauert? Wie ging es mir dabei? Wie haben sich meine Gefühle geändert? Wer oder was hat mir geholfen?
- über das Verhältnis von Leben und Tod nachdenken: Gehören Leben und Tod zusammen? Und wie sähe ein Leben aus, wenn man niemals sterben würde?
- Aussagen genau wahrnehmen und kombinieren: Was sagen die anderen Vögel über Vogel? Erstellt ein Porträt von Vogel!
Artikelnachweis
Ebel, Eva (2024). Ein Bilderbuch zum Philosophieren: «Vogel ist tot» von Tiny Fisscher und Herma Starreveld, in: erg.ch – Materialien für das Fach Ethik, Religionen, Gemeinschaft (Online-Publikation), www.ethik-religionen-gemeinschaft.ch/eva-ebel-vogel-ist-tot