Glaubenssachen
«Wozu braucht man einen Becher mit zwei Henkeln?»
Jüdisches Museum Berlin (Hrsg.) (2011): Glaubenssachen. Neun Animationsfilme über Bräuche, Dinge und Orte aus Judentum, Christentum und Islam, Berlin.
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Das Jüdische Museum in Berlin ist nicht nur architektonisch äusserst eindrucksvoll, sondern bietet neben wechselnden Sonderausstellungen eine reichhaltige Dauerausstellung zur Geschichte des Judentums in Deutschland bis heute. (Und wer noch einen Grund braucht, nach Berlin zu fahren, plane einen Besuch des Jüdischen Museums!)
Im 2. Obergeschoss der Dauerausstellung gibt es den Posten «Glaubenssachen» mit drei Video-Lounges, in denen Bräuche, Dinge und Orte aus Judentum, Christentum und Islam in der Form kurzer Animationsfilmen vorgestellt werden. Als ich im Januar das Museum besuchte, habe ich mich im Museums-Shop nach einer DVD mit den neun Animationsfilmen erkundigt – leider erfolglos. Glücklicherweise aber gibt es die Filme online auf dem Youtube-Kanal des Jüdischen Museums zu entdecken! Damit kann ich alle neun Filme knapp vorstellen und wärmstens für den Unterrichtseinsatz empfehlen.
Doch zunächst die dreimal drei Filme aus den Video-Lounges des Jüdischen Museums Berlin:
Der Brauch
In der ersten Video-Lounge finden sich drei Animationsfilme zu den Bräuchen «Abzählen», «Pilgern» und «Zertreten».
Abzählen
In diesem Animationsfilm geht es um Gebetsketten, speziell dem Rosenkranz im Christentum, inkl. ärztlicher Empfehlung.
Link: www.youtube.com/watch?v=ueWxqvak9Nk
Pilgern
Als zweiter Brauch wird das Pilgern vorgestellt, besonders der islamische Haddsch zur Kaaba von Mekka.
Link: www.youtube.com/watch?v=QSURNlLXkrI
Zertreten
Drittens wird der jüdische Hochzeits-Brauch des Zertretens mit seinen zahlreichen Deutungen vorgestellt.
Link: www.youtube.com/watch?v=Fyng7A2CdrI
Das Ding
In der zweiten Video-Lounge finden sich drei Animationsfilme zu den Dingen «Kopftuch», «Becher» und «Hostie».
Kopftuch
Zunächst das Kopftuch mit seinen profanen Anwendungen und seinen religiösen Bedeutungen, insbesondere im Islam: Und auch dort gilt «Kopftuch ist nämlich nicht gleich Kopftuch».
Link: www.youtube.com/watch?v=NEX1X9QgWCo
Becher
Nun endlich der rätselhafte Becher, der jüdische Netilat-Jadaim-Becher zum Händewaschen, dazu Anmerkungen zu verschiedenen Formen der Reinheit.
Link: www.youtube.com/watch?v=M5_7fqzNwAs
Hostie
Als drittes Ding folgt die christliche Hostie, in Form der Oblate, der Brot-Hostien oder des Brotes, mit einer Erklärung zur besonderen Bedeutung des lateinischen Wortes hostia.
Link: www.youtube.com/watch?v=yPSS3WBEIi4
Der Ort
In der dritten Video-Lounge finden sich drei Animationsfilme zu den Orten «Nische», «Lourdes» und «Garten Eden».
Nische
Hier gibt es für alle eine Nische, den islamischen Nihrab, den jüdischen Thoraschrein und die christliche Kirchen-Apsis.
Link: www.youtube.com/watch?v=HXKRH1l-I2M
Lourdes
Im zweiten Animationsfilm wird mit viel Humor die besondere Bedeutung des französischen Wallfahrtsorts Lourdes vorgestellt.
Link: www.youtube.com/watch?v=yUtkVjs85FU
Garten Eden
Schliesslich wird der Garten Eden entsprechend der Erzählung aus dem Buch Genesis vorgestellt, dazu gibt es Jenseits- und Endzeit-Erwartungen aus Christentum, Islam und Judentum.
Link: www.youtube.com/watch?v=h1eHuMjO2jI
Die Filme sind sehr ansprechend gemacht, bieten zuverlässige Informationen in einer gut verdaulichen Menge und Dichte. Der aus dem Off gesprochene Kommentar ist vorzüglich mit den animierten Bildinhalten verknüpft, ohne dass andererseits Bild und Text immer nur dieselbe Botschaft doppeln. Oft weist das eine über das andere hinaus, so dass sich insgesamt sich eine attraktive Verbindung von Bild, Ton und Text ergibt.
Das Konzept der Filmreihe, dreimal drei Filme zu den drei abrahamitischen Religionen, ist mit dem gewählten Raster Brauch – Objekt – Ort überzeugend, da auf diese Weise verschiedene Aspekte religiöser Kulturen in den Blick geraten. Dabei ist erfrischend, dass die einzelnen Themen so gewählt sind, dass zwar einige, aber nicht alle Phänomene im Quervergleich der drei Religionskulturen zu betrachten sind. Zwar wird zu allen drei Religionen ein Brauch, ein Objekt und ein Ort vorgestellt, aber es gibt eben Unterschiede und Besonderheiten, die sich nicht immer miteinander vergleichen lassen.
Die neun Animationsfilme mit einer jeweiligen Spieldauer von rund zwei Minuten sind im Unterricht mit Kindern und Jugendlichen im 3. Zyklus, teilweise bereits im 2. Zyklus, gut einsetzbar. Als Einstiegsmedien eignen sie sich auch für die Sekundarstufe II.