Auf der Suche nach der fachlichen Qualität von Religion in der Schule
Vielfältige Perspektiven auf wirksamen Religions(kunde)unterricht
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Helbling, Dominik / Riegel, Ulrich (Hrsg.): Wirksamer Religions(kunde)unterricht, Baltmannsweiler 2021 (Reihe: Unterrichtsqualität: Perspektiven von Expertinnen und Experten Band 15).
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Religionsbezogener Unterricht hat sich an den Schulen neu positioniert und etabliert. Im Rahmen einer über alle Fächer gehenden Reihe haben Dominik Helbling (PH Luzern) und Ulrich Riegel (Uni Siegen) einen Band zum «Wirksamen Religions(kunde)unterricht» herausgebracht. Wirksamkeit von Unterricht wird hier nicht in empirischen Daten klassischer Wirkungsforschung untersucht; vielmehr wird in schriftlichen Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der Fachdidaktik nach der Qualität des Fachunterrichts gefragt. Mit Absicht werden sowohl Religionskunde als auch Religionsunterricht beider Konfessionen im deutschsprachigen Raum berücksichtigt.
Schweizer Perspektiven
Bemerkenswert ist, dass zur Religionskunde aus gutem Grund etliche Schweizer Kolleginnen und Kollegen beigezogen werden, nicht jedoch zum konfessionellen Unterricht. Auf meist gut lesbare und instruktive Weise stellen kompetente Fachleute ihr Fachverständnis vor. Was als Religionskunde bezeichnet wird, erscheint kaum kontrovers, aber auch nicht platt ideologisch oder uniform. Im Fachlichen ergeben sich gelassen Übereinstimmungen. Interessant sind frische Stimmen, die wissen, wovon sie reden. Verschiedene betonen, wie guter Religions(kunde)unterricht pädagogisch überzeugend grundiert sein muss. Fachdidaktik gründet eben nicht nur in akademischen, fachwissenschaftlichen Konzepten. In pädagogischer Qualität wurzelt die Berechtigung und Eigenständigkeit der Fachdidaktik gegenüber akademischen «Bezugsdisziplinen». Die Sekundarlehrerin Deborah Bernhard umschreibt treffend, was in den letzten zwanzig Jahren im Kanton Zürich unter dem Label «Religion und Kultur» entwickelt wurde. Nicole Durisch Gauthier bringt das ‹Surplus› gegenüber vermeintlichen Wissensbeständen schon in ihrem Titel pointiert zum Ausdruck: «Religionskunde besteht darin zu fragen, was ‹Praktizieren› und ‹Glauben› bedeuten». Christina Gruhne bricht ein enges Fachverständnis auf und ordnet es souverän in grössere Zusammenhänge ein: «Leben in einer Verantwortungsgemeinschaft». Der Fachbereich Ethik, Religionen, Gemeinschaft im Lehrplan 21 konnte tatsächlich im deutschen Sprachraum am ehesten am Horizont des (nach der Wende) im deutschen Bundesland Brandenburg eingeführten Faches Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (L-E-R) anknüpfen, ohne dessen akademische Konzeption blind zu übernehmen.
Ein Buch für die Ausbildung mit neuen Stimmen
Im Inhaltsverzeichnis werden die Beiträge zum religionskundlichen und zum konfessionellen Unterricht nicht sichtbar unterschieden, die letzteren jedoch nachgeordnet. Ausführungen zum konfessionellen Religionsunterricht enthalten manche Gedanken und Hinweise, die auch für religionskundlichen Unterricht geltend gemacht werden können.
Den beiden Herausgebern kommt das Verdienst zu, in diesem Band (neben ein paar altbekannten) vor allem unverbrauchte Exponenten beiderlei Geschlechts eingeladen zu haben (ohne auf Frauenquoten schielen zu müssen). Ihre selbstauferlegte, wenn auch naheliegende Aufgabe, zum Schluss noch eine systematisierende Zusammenfassung zu bieten, ist nicht einfach und nicht zwingend zu lösen. Das Fazit, dass «die Schülerinnen und Schüler mit ihren Präkonzepten [=Vorkenntnissen und Vorerfahrungen], Lernprozessen und Lernspuren» noch auffällig wenig in den Blick kommen, gibt immerhin zu denken.
Zur aktuellen Fachdiskussion und Fachentwicklung ist dieser Band gewiss hilfreicher als systematisch ausgeführte fachdidaktische Hand- und Studienbücher. Auszüge aus diesen Interviews kann man zur Ausbildung von Lehramtsstudierenden sehr empfehlen.