Mitfühlende Anteilnahme
Mitfühlende Anteilnahme Zur Bedeutung von Geschichten für die ethische Bildung und Erziehung Von Matthias Pfeiffer Hinführung Peter Härtling (1933–2017), Autor wunderbarer Geschichten für Kinder und Jugendliche, verfasste 1977 einen Text «Über die Schwierigkeiten und das Vergnügen beim Schreiben für Kinder». Darin finden sich bemerkenswerte Überlegungen zur Frage, was nach seiner Auffassung gute Kinderliteratur auszeichnet. «Kindliche Leser sollen sich engagieren […] sie sollen Recht und Unrecht erkennen, sie sollen beim Lesen lachen und weinen, zornig sein und sanft, dafür reden und dagegen. Das geschieht am ehesten, wenn sie ihre Gefühle einer oder einigen Figuren anvertrauen, wenn sie sich identifizieren. Auf der Fährte solcher anziehenden Gestalten und mit einer Sprache, die das Schwierige nicht vereinfacht, können sie auch an die Ränder unserer Wirklichkeit geführt werden, in die Verlassenheit, die Armut, die wortlose Verzweiflung.» (Härtling 1990a, S. 14) «Die Bücher, die ich meine, sollen nicht beschwichtigen, sie sollen beunruhigen und wecken. Neugierig sollen sie machen auf Menschen und Dinge, auf das Unbekannte im Bekannten, sogar auf das Unmögliche. Bücher können zu neuen Gedanken herausfordern. Denk weiter, rede weiter, erzähl weiter. Trau deiner Phantasie, aber lasse sie die Wirklichkeit nicht vergessen: das sind Leitlinien, auf denen Sätze für Kinder geschrieben werden können. Und dies alles […]